Im Zuge der Net Flix Dokumentation „The Social Dilemma“, ist das Thema „Soziale Medien“ und der bewusste Umgang damit, wieder in den Fokus gerückt.
Wir wissen es alle. Diese Plattformen sind monetär kostenlos. Dafür zahlen wir mit unseren Daten und sind den konditionierenden Algorithmen von Facebook, Twitter und Instagram ausgesetzt.
Auf der anderen Seite bringen soziale Medien, Menschen mit ähnlichen Interessen zusammen und ermöglichen digitale Gruppierungen, die analog nicht möglich wären.
Jaron Lanier, einer der ersten Techunternehmer des Silikon Valleys ist der Meinung, dass das Experiment „Soziale Medien“ seinem Namen nicht gerecht wird. „Jedes Mal wenn Menschen im Sinne eines Projekts mit guten Absichten zusammen kommen (s. #Fridaysforfuture, #metoo, #Blacklifesmatters), schieße das System zurück. Das Ziel der Algorithmen sei es hohe Aufmerksamkeitspannen von Einzelnen zu messen und emotionale Reaktion von Vielen innerhalb von kurzer Zeit zu generieren. Die Algorithmen funktionieren dabei häufiger auf Basis der negativen Konditionierung, weil die Reaktionen darauf schneller und stärker ausfallen im Vergleich zu dem sich langsam aufbauenden Effekt der positiven Konditionierung. Mit dem Resultat, dass in Foren immer mehr Gruppierungen mit radikalen Gegenpositionen aufeinander treffen.“
Im Hinblick auf die anstehenden US Wahlen werden die Stimmen laut, dass Wahlen durch falsche Meinungsmache manipuliert werden können und dass es eine ethische Kontrollinstanz braucht um Lügen und Verschwörungstheorien Einhalt zu bieten. Die zuständigen Techunternehmer sind dafür die falschen Ansprechpartner. Sie sind abhängig von ihren Aktionären und den hohen Klickzahlen, damit Drittmittelgeber ihre Werbung auf den Plattformen positionieren können um potentielle Konsumenten anzusprechen.
Den internationalen Ethikrat/Gerichtshof für Soziale Medien gibt es noch nicht. Können wir uns also selber dem Einfluss von sozialen Medien selbstständig entziehen. Das Ganze ist erst einmal nicht so einfach.
Verhaltensgesteuerte Konditionierung lässt sich nur schwer bewusst machen, wenn man Teil eines solchen Experiments ist. Natürlich sind wir keine Mäuse, die in einem Stall sitzen und mit Stromschlägen versehen werden, wenn wir eine Handlung nicht im Sinne des Experimentators ausführen. Aber wir erleben tatsächlich einen kleinen Dopaminrausch, wenn unsere Inhalte als interessant erlebt werden und wir das durch den Like Button rückgemeldet bekommen. Im umgekehrten Fall konnte eine im Auftrag von Facebook angelegte Studie einen Zusammenhang aufzeigen zwischen dem Gebrauch von Sozialen Medien und einer erhöhten Depressionsrate von Teenagern der Generation „Digital Natives“.
Jaron Lanier hat auf die Risiken der Abhängigkeit in seinem Buch „Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst“ im Jahr 2018 hingewiesen.
Für die „digital Natives“ hat er deshalb den Rat im Selbstexperiment alle Kanäle für mind. 6 Monate abzubestellen und sich selbst darin zu beobachten, ob man durch die Nichtnutzung weniger nervös bzw. angespannt ist.
Weitere hilfreiche Tipps im Umgang mit Sozialen Medien kann man auf der Webseite „Common Sense Education“ finden. Die Macher der Plattform empfehlen bspw. die Webseite allsides.com auf der man Nachrichten erhalten kann, die man normalerweise nicht erhält, weil die eigene digitale Blase dafür nicht durchlässig genug ist. In unser komplexer, werdenden Welt ist es wichtig, über den eigenen Tellerrand zu schauen und gute von schlechten Quellen zu identifizieren. Das man sich dabei innerhalb der digitalen Gemeinschaft unterstützen kann, bleibt der große Vorteil der sozialen Medien. Lasst ihn uns mit einem wachsamen Auge nutzen!
Quellen:
Interview mit Tristan Harris: https://www.youtube.com/watch?v=fKHGrhZxE3Y